Reisebericht Salar de Uyuni
Einige Zeit ist vergangen seit unserem letzten Bericht aus Bariloche. Schuld daran war die lange und anstrengende Anreise nach Uyuni, Bolivien. Um die unvergleichliche, wahnsinnig beeindruckende Salzwüste Salar de Uyuni zu sehen, war uns dieser Aufwand jedoch nicht zu groß. Im folgenden Reisebericht Salar de Uyuni gehen wir nun nochmal detailliert auf alles ein.
Anreise Uyuni
Von Bariloche (ARG) ging es mit dem Bus nach San Martin de los Andes (ARG). Dort verweilten wir eine Nacht um am folgenden Tag mit dem Bus über die Anden nach Pucon (CHL) zu düsen. In Pucon hatten wir zwar schreckliches Wetter, aber ein tolles Hostel also blieben wir drei Nächte. Danach gings mit dem Nachtbus (Andesmar) nach Santiago de Chile (CHL). Nach einem umfangreichen, leckeren Frühstück ging es dort dann zum Flughafen mit dem Ziel Calama (CHL). Hier nächtigten wir wieder, da der Bus nach Uyuni erst am nächsten Morgen fuhr. 100 Jahre später waren wir dann endlich in Uyuni (BOL). Die absolut längste Anreise bis jetzt. Ach und das ganze nur, weil uns ein fremder Mensch erzählt hat wie unglaublich toll diese Salzwüste sein soll und es eins der schönsten Dinge ist die er je erlebt hat.
Für alle, die immer noch denken, die Anreise wäre ein Katzensprung gewesen, hier nochmal de Route in bildlicher Form mit Kilometer- und Stundenanzahl.
Die Salzwüste Salar de Uyuni
Nun aber zum eigentlichen Thema dieses Blogeintrages – die Salzwüste Salar de Uyuni. Mit über 10.000 qkm ist die Salzwüste von Uyuni, die größte der Erde. Sie liegt auf ca. 3.600 Metern Höhe und ist das Überbleibsel eines gigantischen Salzsees der Steinzeit. Da es hier aber nicht um geologische Fakten, sondern unsere Erlebnisse geht, empfehle ich euch euren Wissensdurst durch gängige Internetquellen zu stillen.
3-Tages Trip Salar de Uyuni
Allgemein
Abenteuerlustige, welche die Salzwüste besuchen wollen, nutzen im Normalfall die 20.000 Einwohner Stadt Uyuni als Ausgangspunkt. Auch wir haben bereits im Vorfeld auf Empfehlung eine 3-Tages-Tour ins bolivianische Altiplano (Hochland) gebucht. Der Anbieter Red Planet ist nur einer von vielen in Uyuni. Er gehört jedoch zu den Professionellsten und daher auch etwas Teureren. Für 225 Euro pro Person inkl. Eintritten, Übernachtung und Verpflegung ist man dabei.
Eine Nacht nach unserer Ankunft soll unser Abenteuer also beginnen. Leider kam uns erst etwas spät in den Sinn, dass eine Akklimatisation auf dieser Höhe durchaus angebracht ist. Nach einer sehr unruhigen Nacht, bekomme ich das direkt zu spüren. Beim Start unseres Trips habe ich leichte Kreislaufprobleme und fühle mich etwas verwirrt (glücklicherweise ein Zustand, der mir durchaus bekannt ist). Zur Vorbeugung weiterer Probleme mit der Höhenkrankheit haben wir uns mit Sorojchi Pillen und Coca Blättern eingedeckt, welche dann auch direkt zum Einsatz kamen.
Um 11 Uhr starten wir mit drei Jeeps unser Abenteuer Salzwüste. Nach einer Einweisung aller Mitreisenden beladen wir die Geländewagen und fahren los. Die Besatzung unseres Jeeps setzt sich aus einem Fahrer, einem Guide, einem Paar aus Hong Kong, dem Peruaner Ronaldo und finally natürlich uns zusammen. Das Wetter könnte besser nicht sein – ein Sonne-Wolken-Mix sorgt für angenehme Temperaturen und später auch für tolle Fotomotive.
Train Cementry Salar de Uyuni
Kaum gestartet erreichen wir auch schon den ersten Punkt des Tagesprogramms – den Antique Train Cemetery. Direkt östlich von Uyuni rosten hier mitten im Nirgendwo etliche alte Lokomotiven vor sich hin. Die Züge wurden einst zum Transport von Salz und Silber genutzt und fanden hier ihre verdiente letzte Ruhestätte. Wobei bei den anwesenden Menschenmengen kaum von Ruhe die Rede sein kann. Auch wir verfallen in touristischen Wahnsinn, beklettern, umkreisen und beackern die alten Eisenpferde und versuchen ein perfektes Foto zu schießen – mein Kreislauf dankt. Etwas schwummrig aber zufrieden sitzen wir kurz danach wieder im Geländewagen. Auch der Rest der Crew scheint gute Aufnahmen gemacht zu haben und zeigt sie euphorisiert im Jeep umher – mein Kreislauf dankt.
Colchani Salar de Uyuni
Wir lassen den alten Stahl hinter uns und rollen in Richtung des Dorfes Colchani. Die Straßenverhältnisse auf den schlechtesten deutschen Feldwegen wären komfortabel gegen die Schotterpisten die wir befahren. Durch die vorherrschende Regenzeit sind ganze Abschnitte komplett geflutet – der Guide fragt, ob wir alle schwimmen können. So schlimm ist es dann doch nicht, jedoch merkt man langsam, dass wir nicht den Ponyritt im Familienpark Süderbrarup gebucht haben.
Das Dorf Colchani lebt vom Handel mit Salz und den Souvenirs, welche an die unzähligen Touristen verkauft werden. Die Straße ist gesäumt von Marktständen. Tatsächlich gibts nicht nur Kitsch – auch wir werden fündig. Das Dorf ist wohl der letzte Stop aller Wüstenreisenden, um nochmal aufs Klo zu gehen oder Proviant zu erwerben. Außerdem werden wir mit einem Mittagessen beglückt und erhalten einen kurzen Einblick in die Salzproduktion, die hier im familiären Hinterzimmer betrieben wird.
Vom Mittagessen gestärkt steigen wir wieder in die Jeeps. Die Gruppe hat sich beim Mittagessen näher kennengelernt, man ist sich sympathisch. Das nächste Ziel ist nun tatsächlich die Salzwüste. Langsam aber stetig verschwindet jede Vegetation und weicht flacher, endlos weiter Steppe. Schon jetzt sind wir alle beeindruckt, doch was dann folgt ist in Worten wirklich schwer zu beschreiben. Natürlich versuche ich es trotzdem.
Die „Straße“ endet und mündet quasi im weißen Unendlich. Hier gibt es keine Straßen mehr und auch keine Unebenheiten, die den Jeep bremsen würden. Mit knapp 100 km/h brettern wir über das ewige Salz. Am Horizont zeichnen sich die massiven Bergwelten der Anden ab. Der heiße Salzboden flimmert und verwischt diesen Horizont in fatamorganaartigen Lichtspielen. Es herrscht Ruhe im Jeep, alle sind damit beschäftigt die völlig neuen Eindrücke zu verarbeiten. Die Menschenmengen die sich vorhin in Colchani tummelten, verlieren sich hier in der fast unendlichen Weite.
Monumento al Dakar
Dennoch treffen fast alle am Monumento al Dakar wieder zusammen. Das rießige aus Stein gemeißelte Rallye Dakar Logo ragt tatsächlich wie ein Monument aus dem Wüstennichts hervor. Hier befindet sich zudem ein weiterer Pilgerort, den wohl kein Wüstenbesucher auslässt. Das Meer aus Fahnen, dessen tiefere Bedeutung ich bisher leider nicht herausgefunden habe, bietet ein wirklich cooles Fotomotiv und durch die knalligen Farben einen tollen Kontrast zum salzigen Weiß.
In the middle of nowhere
Weiter gehts – und zwar tiefer in die Wüste, bis unsere drei Jeeps, die einzigen sichtbaren sind. Wir wandern umher, versuchen die unbekannte Umwelt zu erfassen. Natürlich werden auch einige Bilder gemacht. Jedenfalls sind meine morgendlichen Höhenprobleme wie in Luft aufgelöst. Nur die gnadenlose Wüstensonne mahnt besonnen vorzugehen und langsam zu machen. Nach einiger Zeit müssen wir leider weiter und diesen so faszinierenden Ort verlassen. Wir ahnen noch nicht, dass bereits ein weiteres Highlight auf uns wartet.
Wieder steigen wir alle in unseren Jeep. Der Guide meint wir fahren an einen Spot, um von dort den Sonnenuntergang zu bewundern. Nach gut einer Stunde Fahrt, immer noch mitten in der Salzwüste, beobachten wir wie sich einige Pfützen auf der Salzfläche in einen durchgängigen Wasserfilm auf der Salzkruste verwandeln. Und bald darauf entwickelt sich der Wasserfilm in eine einzige große Spiegelfläche. Himmel und Erde verlaufen ineinander. Zudem rundet der nahende Sonnenuntergang das Szenario mit seinem Abendrot ab. Man glaubt seinen Augen nicht, stünde man nicht inmitten dieses gigantischen Spiegels. Hätte ich die Fotos hier nicht selbst gemacht haben, würde ich sie wohl für gefaked halten.
Was für ein Tag! Wir sind begeistert, tief beeindruckt, geschafft aber glücklich. Den Schlusspunkt des Tages bildet die Fahrt ins Salzhotel in Atulcha, um dort die Unterkunft zu beziehen und das Abendessen zu sich zu nehmen.
Leider hat Hannah bereits bei der Fahrt ins Hotel mit starken Kopfschmerzen zu kämpfen, welche sich auch in der Unterkunft nicht bessern. Trotz Coca Tee und Altitude Tabletten tritt keine Verbesserung ein. Vielleicht war der Mix aus ungewohnter Höhe und enormer Sonneneinstrahlung ein wenig zu viel. Auch über Nacht werden die Kopfschmerzen nicht weniger, was uns schließlich zum Abbruch der Tour bewegt. Uns erscheint es fahrlässig die Tour, welche an Tag 2 bis auf 5.000 Meter führt, unter diesen Umständen fortzusetzen. Etwas traurig verabschieden wir uns von den Freunden aus dem Jeep. Wir werden gegen eine Gebühr von Red Planet abgeholt und zurück nach Uyuni gebracht. Dass diesem Jeep die Batterie ausgeht und wir für zwei Stunden in der Salzwüste festsitzen ist eine andere Geschichte. Wenn man in der Wüste festsitzt, weicht Begeisterung auch mal Resignation :).
Letztlich kommen wir aber doch in Uyuni an und finden auch relativ schnell eine neue Bleibe. Wir sind glücklich über das Erlebte, nach wie vor tief beeindruckt, müssen aber im Nachhinein gestehen, dass eine Akklimatisation auf dieser Höhe wichtig gewesen wäre. Ob und wie man in dieser Höhe reagiert ist individuell verschieden. Hannah und ich sind als Flachlandschwaben vielleicht etwas empfindlicher.
Trotzdem sprechen wir unsere uneingeschränkte Empfehlung aus – wenn ihr in der Nähe seid, macht eine Tour in die Salar de Uyuni. Macht aber bitte nicht den gleichen Fehler wie wir und lasst euch bei der Anreise einfach ein wenig mehr Zeit.
Weltreise Gossip
Coca Tee – schmeckt lecker! Viel mehr kann ich über die Wirkung nicht berichten. Jedenfalls soll er gut gegen die Höhenkrankheit helfen. Das können wir zumindest teilweise bestätigen :)
Coca Leafs – Die Blätter der Coca Pflanze zu kauen erscheint uns schon effektiver. Man erwirbt sie einfach auf dem Markt und kaut los. Es sind keine weltbewegenden Wirkungen zu erwarten, dennoch fühlt man sich entspannter und ausdauernder. Die Bolivianos schwören drauf!
Weiterreise unklar – Morgen fliegen wir erstmal nach La Paz. Hier beziehen wir eine Unterkunft die zumindest 500 Meter tiefer liegt als Uyuni. Da wir immer wieder mit der Höhe zu kämpfen haben, ist es gut möglich, dass wir uns bald wieder in Richtung der Küstenregionen bewegen.
Wir halten euch auf dem Laufenden!
Stay tuned und zum Abschluss noch ein paar Bilderz! Reisebericht Salar de Uyuni
2 Kommentare
Bernhard Hummel
2. März 2017 at 20:53Wir sind tief beeindruckt von den Bildern aus der Salzwüste, einfach klasse und kaum mehr zu überbieten an Farbe, Kontrasten und Motiven. Riesengroßes Kompliment dafür.
Liebe Grüße aus der Heimat
Gabi und Bernhard
Hannah K.
2. März 2017 at 23:25Vielen Dank :) Live war das ganze noch beeindruckender! Auf jeden Fall eine Reise wert ;)
Liebe Grüße aus Chile
Hannah&Björn