Reisebericht Ho Chi Minh City
Nach einer verregneten Woche auf Phu Quoc führt unser Weg zurück in den Großstadtdschungel. Ho Chi Minh City, auch bekannt als Saigon, will von uns entdeckt werden. Wir stellen uns auf permanente Reizüberflutung und organisiertes Chaos ein, werden aber positiv überrascht. Fortschrittlicher als gedacht, grüner als angenommen und überaus rausgeputzt präsentiert sich diese Megastadt Vietnams. Was du bei einem Kurztrip in die Metropole nicht verpassen darfst, haben dir in unserem Reisebericht Ho Chi Minh City / Saigon zusammengefasst.
Mit rund 8 Millionen Einwohnern platzt auch Ho Chi Minh City fast aus allen Nähten. Verwunderlich, dass die Megastadt bei der permanenten Verstopfung seiner Verkehrsadern noch nicht kollabiert ist. Zum Glück findet man aber einige grüne Parks und auch die ein oder andere Ecke die Ruhe verspricht. Denn verlässt man die Hauptschlagadern schlängeln sich unzählige kleine Gassen, wie die Äste eines Baumes in das Innere der Stadt.
Seit Nord- und Südvietnam nach dem Vietnam Krieg wiedervereinigt wurden trägt Ho Chi Minh Stadt seinen heutigen Namen. Benannt wurde es nach Ho Chi Minh (oh Wunder), der 1945 die Freiheit Vietnams ausrief und das Land als Staatsoberhaupt führte. Mir gefällt der ursprüngliche Name Saigon allerdings viel besser. Offensichtlich bin ich nicht der einzige der so denkt, denn der alte klangvolle Name Saigon ist immer noch in aller Munde.
Anreise
Seit langer Zeit erreichen wir einmal wieder ein Ziel auf dem Luftweg. Von Phu Quoc fliegen wir in einer knappen Stunde bis Ho Chi Minh. Damit ersparen wir uns eine 10-stündige Busfahrt, die lediglich 10 Euro günstiger gewesen wäre. Eigentlich ziehen wir meist die billigste Variante vor, bei diesem Angebot können wir allerdings nicht widerstehen. Rund 35 Euro Euro zahlen wir für das Flugticket pro Person. Easy!
Angekommen am Airport, wählt man zwischen Taxi, Mini Van und Bus, um in das Zentrum zu gelangen. Wir nehmen, klar, dieses Mal wieder die günstigste Variante – den Bus. Für knapp 1 Euro bringt uns der Bus in rund einer Stunde in die Stadtmitte. Lediglich 7 Kilometer muss man dazu zurücklegen, aber der Verkehr ist wirklich phänomenal. Die anderen Varianten sind übrigens deutlich teurer und vermutlich auch nicht schneller.
Unterkunft
Bui Vien Hostel
Hmm, wie würde ich das Bui Vien Hostel wohl am Besten in einem Wort beschreiben? Praktisch! Praktisch trifft es wohl am besten. Das Hostel hat klimatisierte Dorms mit Vorhängen für etwas Privatsphäre und, juhuuu, Wi-Fi im ganzen Haus. Im vierten Stock gibt es eine kleine, mehr oder weniger gemütliche Dachterasse, auf der auch das inklusive Frühstück serviert wird. Zur Auswahl stehen Eier mit Toast oder ein wirklich leckerer und sättigender Fresh Noodle Salad. Das Personal ist übrigens äußerst hilfsbereit und freundlich, was eine tolle Sache in der Anonymität der Großstadt ist.
Der wichtigste Punkt für uns war aber die Lage. Das Hostel liegt in einer Seitenstraße der zentralen und sehr belebten Bui Vien Street. Von hier liegen die meisten Sehenswürdigkeiten in Laufdistanz und am Abend ist das Feierabendbier nicht weit. Für 5 Euro pro Bett ist der Preis ein weiteres überzeugendes Argument für das Bui Vien Hostel. Wir haben uns wohl gefühlt.
Aktivitäten
Insgesamt sind wir fünf Tage in der Stadt. Die ersten beiden Tage chillen wir allerdings nur, da wir mit unseren Aktivitäten auf unsere Freundin Franziska warten, die uns für die nächsten dreieinhalb Wochen besuchen und begleiten wird. Nach zwei Tagen des Nichtstuns holen wir Franzi vom Flughafen ab, feiern ihren Reiseeinstand in der Bui Vien Walking Street und starten an Tag 3 unsere Erkundung Saigons. Hier unsere ultimativen mega Tipps :P
Ben Thanh Markt
Mehr oder weniger edle Stoffe, die üblichen Plagiate, viel Schnickschnack! Das findet man auf dem Ben Thanh Markt zu Hauf. Der Markt ist leider mehr Touristenattraktion mit Massenware, als ein Markt des Kunsthandwerks. Dennoch werden alldiejenigen fündig, die auf der Suche nach einem günstigen Accessoire, Souvenir oder eben Schnickschnack sind. Kann ja auch mal Spaß machen, wir eilen aber eher durch die engen Gassen und konzentrieren uns auf andere Highlights unseres geplanten City Walking Trips.
Post Office & Notre Dame
Wobei wir auch schon beim nächsten Stop wären. Aufgrund ihrer praktischen Lage direkt nebeneinander, packe ich das historische Post Office und die Kolonialkirche Notre Dame einfach mal unter einen Hut. Kein geringerer als Gustave Eiffel hat den prächtigen Bau des Postbüros entworfen. Das Besondere am Post Office ist, dass es, wie bereits seit den 1890er Jahren, nach wie vor als Post Office dient. Dementsprechend nostalgisch stimmt die große Schalterhalle, die geschäftig ist wie eh und je.
Wie das Central Post Office zählt auch die Notre Dame Cathedrale zu den ältesten Gebäuden der Stadt. Auch sie ist ein Überbleibsel der französischen Kolonialherrschaft und wurde bereits in den 1880er Jahren erbaut. Mit rund 58 Metern Höhe ist die Kirche zwar nicht die Größte, dennoch ist sie ein echtes Schmuckstück. Als wir dort sind, kann man die Kirche leider nicht betreten, daher müssen wir uns mit der Außenansicht zufrieden geben.
Saigon City Hall
Der wohl beeindruckendste Kolonialbau in Ho Chi Minh City. Anfang des 20sten Jahrhunderts erbaut, erstrahlt die Saigon City Hall immer noch im alten Glanz. Ein kleiner Park vor dem Gebäude eröffnet eine wunderbare Sicht auf den großen Komplex. Die Umgebung ist herausgeputzt, wie wir es in Südostasien bisher nur aus Singapur kannten. Die Saigon City Hall ist auch Startpunkt der Flaniermeilen der Stadt, rund um den Nguyen Hue Boulevard und die Dong Khoi.
Bitexco Financial Tower
Von der Vergangenheit in die Zukunft. Schlendert man von der Saigon City Hall Richtung Südosten, entlang des Nguyen Hue Boulevard stößt man unweigerlich auf den höchsten Bau der Stadt – den Bitexco Financial Tower. Während der Name des Wolkenkratzers Potenzial für Verbesserungen birgt, überzeugt des Design des Glasturms mit einem aerodynamischen Design. Gut 265 Meter misst der Tower, das ist im internatioanlen Vergleich eher mickrig, in einer sonst relativ flach bebauten Stadt wie Saigon prägt der Turm allerdings die Skyline.
Kluk wie wir sind, planen wir auf dem Skydeck des Towers einen nachmittäglichen Drink einzunehmen. Als wir die Etage mit eigenem Hubschrauber Landedeck erreichen, ahnen wir schon, dass unser geplanter Drink ein teures Unterfangen werden könnte, denn wir werden vom Barpagen in edlem Zwirn einem Platz zugewiesen. Ein erster Blick auf die Cocktailkarte bestätigt unser Gefühl und so schmieden wir einen ausgefuchsten Plan. Während Hannah und Franzi so aussehen, als würden sie sich nicht für den passenden Cocktail entscheiden können, renne ich einmal um das Panorama Deck und knipse ein Paar Fotos. Anschließend verlassen wir das Etablissement unauffällig, mit gesenktem Haupt und ohne einen Drink bestellt zu haben. Fazit: zu teuer! Wasser ab 3 Euro, Cola schlappe 5! Cocktails fange ich erst garnicht an. Trotzdem, Aussicht schön! :D
The Cafe Apartment
Ebenfalls auf dem Nguyen Hue Boulevard findet man diesen absolut coolen Apartmentkomplex. Mitten in der Shoppingmeile steht nämlich ein alter Wohnkomplex, in dessen Wohnungen sich nun hippe Shops, Cafes und Start-Ups niedergelassen haben. Es macht unglaublich viel Spaß die verschiedenen Geschosse des Betonklotzes abzuklappern. An jeder Ecke wartet ein neues kleines Geschäft oder Cafe. Das Gebäude selbst wurde dabei in seinem „verwahrlosten“ Zustand belassen, was das Ganze noch viel cooler macht. So etwas haben wir bisher noch nicht gesehen. Super Fotolocation!
Kriegsopfer Museum
Bis auf wenige Ausstellungsstücke lebt das Kriegsopfer Museum in Ho Chi Minh von eindrucksvollen Bildern. Und mit eindrucksvoll meine ich, dass die Bilder schonungslos die gnadenlose Brutalität des Vietnam Krieges darstellen. Die Geschichte zu den jeweiligen Bildern erfährt man über die zugehörigen Infotafeln. Das Museum ist einfach, so einfach, als hätte man in einer Mehrzweckhalle ein paar Bilder aufgehängt, aber es verfehlt seine Wirkung nicht. Die einfache Schlichtheit der Ausstellung ermöglicht den Blick auf das Wesentliche. Die Bilder haben sich in unser Gedächtnis gebrannt und wirken wie ein Mahnmal zur Erinnerung an die Grausamkeit des Krieges.
Cu Chi Tunnel
Als passende Ergänzung für das Museum, fahren wir, im Rahmen einer Tour, zu den Cu Chi Tunnels. Diese Tunnel wurden von den vietnamesischen Freiheitskämpfern gegraben und dienten ihnen und der Bevölkerung als Schutz und strategisches Mittel im Guerilla Krieg. Die Führung entlang und sogar durch die Tunnel gibt einen guten Einblick, wie durchdacht diese Tunnel mitten im Dschungel waren. Neben den Tunnels geht es hauptsächlich um taktische Kniffe der Unabhängigkeitskämpfer. Beispielsweise montierten sie die Sohlen ihrer Sandalen verkehrt herum, um die Spurenleser der US Truppen in die Irre zu führen. Einfach aber wirksam!
Am Ende der Führung hat man die Möglichkeit selbst einen dieser Tunnel entlang zu kriechen. Es stehen 10, 20, 50 oder 100 Meter zur Auswahl. Obwohl die Tunnel für die etwas größere europäische Bevölkerung vergrößert wurden, kann man die dunklen Gänge gerade in der tiefen Hocke entlang robben. Und dort unten saßen die Soldaten und Familien dann Mann an Frau an Kind, Stunden, Tage, Wochen. Unglaublich! Wir werden bereits nach 30 Sekunden panisch.
Die Tour kostet 8€ Euro und ist das Geld wirklich wert.
Verpflegung & Restaurants
Um das leibliche Wohl muss man sich in Ho Chi Minh City keine Sorgen machen, denn an jeder Ecke gibt es Streetfood aber auch zahllose Restaurants.
Schulhof Banh Mi
Ein ganz spezieller Streetfood Stand ist das, von uns so getaufte, „Schulhof Banh Mi“. Dieser Sandwich Stand befindet sich im kleinen Schulhof der DH San khau Dien anh Schule, nahe der Bui Vien, und ist unglaublich gut besucht. Durch Zufall schlendern wir hier vorbei und bemerken das Getummel im Hinterhof. Neugierig beobachten wir was die Locals dort wohl essen. Es handelt sich um Baguette belegt mit BBQ-Spießen vom Schwein, mit Papaya Salat, Chili und Mango Chutney und ist unglaublich lecker. Gerade einmal einen Euro muss man für den wahrgewordenen Baguette Traum bezahlen. Unbedingt probieren.
Banh Mi Hong Hoa
Noch einer dieser wunderbaren Sandwich Stände. Hier gibt es verschiedene traditionelle Varianten des belegten Baguettes. So kann man zum Beispiel Chicken, Pork oder Beef wählen, welches dann gemeinsam mit Salat, Chilis, Soße und Kräutern auf das knusprige Baguette kommt. Wir empfehlen BBQ Pork. Köstlich! Street Food at its best!
The View Rooftop Bar
Die The View Rooftop Bar befindet sich direkt in der Bui Vien Walking Street und lässt den Trubel auf der Partymeile schnell vergessen. Zwar befindet sich die Rooftop Bar nicht in schwindelerregenden Höhen, jedoch hoch genug, um einen tollen Ausblick auf die Stadt zu haben. Die Preise sind gewohnt niedrig und der Sonnenuntergang sowieso unbezahlbar. Leider kann ich über das Essen nicht viel sagen, aber die Bar eignet sich auch viel besser für einen Drink.
Fazit
Ho Chi Minh City a.k.a. Saigon hat uns durch seine Vielseitigkeit überwältigt. Es gibt ausgedehnte Parkanlagen, schicke Shoppingmeilen und Einkaufszentren, authentische Wohnviertel, enge kleine Gassen die sich wie ein Labyrinth durch die Metropole spinnen und ein ausgelassenes Nachtleben. Genau diese Vielseitigkeit spiegelt sich auch bei den Menschen wieder. Am Besten beobachtet man das in einer der vielen Bars in der Bui Vien. Hier könnte man den ganzen Tag sitzen und das Treiben auf der Straße genießen. Das Schöne ist zudem, dass man die meisten Ziele zu Fuß erreicht und so nur müde über die verstopften Straßen lächeln kann.
Weiterreise
Von Ho Chi Minh City ging es für uns weiter in das Mekong Delta, genauer nach Can Tho und Chau Doc. Auch von dort haben wir haufenweise tolle Erlebnisse im Gepäck, von denen wir euch in den kommenden Blogeinträgen berichten werden. Der Mythos Mekong hält was er verspricht: Natur, Wildnis, Authentizität und vor allem Abenteuer!
Wir hoffen euch hat unser Reisebericht Ho Chi Minh gefallen. Wer war schon dort und wie hat es euch gefallen? Hinterlasst gerne ein Kommentar :-)
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Fakten
- Mit dem Flugzeug von Phu Quoc nach HCMC: 35€ pP, 1,5h, google flights, skyscanner
- Gute Buscompany Vietnam: Futa
- Günstige Unterkunft: Bui Vien Hostel, 5 Euro pro Dormbett, sehr zentral, inkl. Frühstück
- Beste Lage: In der Nähe Bui Vien Walking Street (Backpackerviertel – billig), Dong Khoi Street (Nobelviertel -teuer)
- Sightseeing: Kriegsopfer Museum, City Hall, Dong Khoi, Notre Dame, Post Office, Cu Chi Tunnels
- Abends: The View Rooftop Bar, Bui Vien Walking Street
- Insider Tipp: The Apartment Cafe
- Streetfood: Banh Mi Hong Hoa
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