Reisebericht Amed
Wir sind da – angekommen im Bali unserer Träume – in Amed. Das Dorf liegt an der Ostküste Balis und ist weit weniger bekannt, als die Touristenhochburgen wie zum Beispiel Kuta oder Ubud. Nun könnte man meinen, das liegt daran, dass Amed nur wenig zu bieten hat und daher nicht das favorisierte Ziel Reisender ist. Besser wäre es allerdings Amed als einen Geheimtipp zu bezeichnen, der von der Reisebranche bis jetzt nur bedingt wahrgenommen wird. Wir haben jedoch das Gefühl endlich im Bali, wie wir es uns vorgestellt haben, angekommen zu sein. Doch was ist so besonders an Amed und seiner Umgebung? Das erfahrt ihr nun im folgenden Reisebericht Amed.
Anreise
Mit über einer Stunde Verspätung legt unser Schnellboot, die „Free Bird“, endlich in Gili T ab. Für 200k bringt uns das Boot, mit Zwischenstopps auf Gili Air und Lombok, an die Ostküste Balis, genauer nach Amed. Glücklicherweise braucht das Boot von Lombok nur etwa 40 Minuten.
Kurz vor unserer Ankunft in Amed folgt dann auch schon der erste „Aha“ Moment und der starke Wellengang ist schlagartig vergessen. Die Küstenlinie, die wir passieren, überrascht uns mit saftigem Dunkelgrün und einer wunderbar hügeligen Landschaft. Das inzwischen ruhige, tiefblaue Meer sorgt für den nötigen Kontrast. Überall erstrecken sich Buchten mit schwarzem Sandstrand, an denen kleine Fischerboote ankern. Darüber deuten sich dezent kleine Siedlungen an. Und über all dem thront majestätisch, der höchste Berg Balis, der Mount Agung! Ein epischer Anblick!
Wir können es kaum erwarten an Land zu gehen, um uns eine Unterkunft zu suchen. Dazu unten mehr.
Amed & Umgebung
Das kleine Fischerdörfchen Amed ist Namensgeber für den umliegenden Küstenstreifen und umfasst eigentlich auch noch die weiteren Dörfer Aas, Jemeluk und Lipah. Hier geht es wirklich sehr entspannt und einfach zu. Nichts deutet auf den Massentourismus anderer Teile Balis hin. Haupteinnahmequelle der Bevölkerung ist daher die Fischerei und die Landwirtschaft.
Weiße Sandstrände sucht man hier vergeblich, mal abgesehen von der kleinen Bucht der Stairway to Heaven Bungalows. Dafür säumen viele kleine Buchten mit schwarzen Kies- und Sandstränden die gesamte Region. Diese versprühen ihr ganz eigenes Flair und beherbergen wunderbare kleine Restaurants, in denen man frisch gefangenen Fisch vom Grill genießen kann.
Etwas nördlich von Amed liegt Tulamben, vor dessen Küste das Wrack des gesunkenen US Frachters Liberty liegt. Anstatt kostbarer Fracht, beherbergt das Schiff nun eine Vielzahl von Meeresbewohnern. Ein echtes Tauch- und Schnorchelparadies. Neben diesem Highlight für Taucher, gibt es allerdings noch jede Menge weitere Schnorchelspots entlang der Küste. Aber dieses Thema greife ich später nochmal auf.
Unterkunft
Erneut haben wir darauf verzichtet im Voraus eine Unterkunft zu buchen, folglich machen wir uns nach unserer Ankunft auf die Suche nach einem schönen, bezahlbaren Zimmer. Also Rucksack gesattelt und ab dafür. Wir klappern zwei, drei Unterkünfte ab, bevor wir im Tira Home Stay landen. Von der Straße werden wir hereingewinkt und man führt uns stolz das charmante Zimmer vor. Wir sind sofort angetan von der Gastgeberfamilie und deren Bleibe, von daher fällt die Entscheidung nicht schwer.
Das Home Stay kostet 10 Euro pro Nacht und bietet zudem ein kleines Frühstück an. Es ist praktisch zwischen Hauptstraße und Strand gelegen, denn einerseits entgeht man dem Lärm der Straße und andererseits muss man nur einmal umfallen um am Strand zu liegen. Nice!
Bezüglich des Lärms hatte ich die Rechnung allerdings ohne die Schweine und Hähne des Nachbarn gemacht. Diese halten scheinbar nicht sonderlich viel von Nachtruhe und rissen mich hier und da jäh aus meinen Träumen. Hannah, dem alten Murmeltier, konnte das tierische Theater natürlich nichts anhaben. Sie schlief weiter, wie ein Stein. Zzz, Zzz.
Jedenfalls haben wir uns in unserer Unterkunft durchgehend wohl gefühlt. Die ganze Familie war wirklich sehr herzlich und half uns wo sie konnte. So sieht indonesische Gastfreundschaft aus :).
Aktivitäten
Ein wichtiger Punkt in diesem Blogeintrag, denn Amed hat wirklich eine Menge zu bieten. Uns ist schleierhaft, wie diese Perle bisher so unberührt bleiben konnte. Auch wir hätten sie wohl verpasst, hätte uns unsere Reisebekanntschaft Mads aus Dänemark nicht davon vorgeschwärmt. Danke an dieser Stelle.
Über unsere Unterkunft leihen wir einen Roller für die Dauer unseres Aufenthalts aus. Dafür wird der übliche Betrag von 50k (ca. 3 Euro) pro Tag fällig. Hat man erstmal einen fahrbaren Untersatz steht einer Erkundungstour nichts mehr im Wege.
Tirtagangga Wasserpalast
Etwa eine halbe Stunde fährt man mit dem Roller zum Tirtagangga Wasserpalast. Um den 1946 erbauten Wassergarten zu betreten, muss man einen kleinen Obulus in Höhe von 30k entrichten. Übersetzt heißt diese Oase „Heiliges Wasser vom Ganges“. Während man in großen Teilen des Ganges wohl eher ungern baden geht, kann man hier ohne Angst um seine Gesundheit planschen.
Aber das ist nicht alles, denn die Bezeichnung Palast hat sich die Anlage redlich verdient. Etliche Wasserbecken mit farbenfrohen Lotusblumen, wasserspeiende Skulpturen und ein herrlicher Brunnen machen das Areal zu einem echten Hingucker. In den Becken schwimmen Koikarpfen aller Größen und Farben und sorgen für einen extra Farbtupfer im ohnehin schon bunten Park. Neben den Becken erstrecken sich aufwändig gepflegte Gärten, die zum Entspannen einladen. Wie bereits eingangs erwähnt gibt es zudem ein Becken, um ein erfrischendes Bad zu nehmen.
Wir schlendern eine knappe Stunde durch die Anlage und genießen die frische Brise, die über die Anlage weht. Der Wasserpalast ist von Touristen, ebenso wie von Einheimischen frequentiert, daher geht es leider nicht ganz so relaxed zu, wie man es sich wünschen würde. Dennoch ist Tirtagangga definitiv einen Besuch wert.
Bereits die Fahrt zum Wasserpalast ist eine Augenweide. So erstrecken sich entlang der schmalen Straße saftige Reisfelder, die von dichtbewachsenen Hügeln umgeben sind. Immer wieder bieten sich wunderbare Panoramen, welche zu einem kurzen Stopp animieren. Im Prinzip ist also schon die Fahrt zum Wasserpalast, den Besuch wert.
Schnorcheln am Wrack der USS Liberty
Nach unserer Massenschnorchel Erfahrung auf den Gilis (wir waren mit einer Gruppe von ca. 50 Leuten auf Schnorcheltour), ziehen wir dieses Mal alleine los. Beziehungsweise zu dritt, da uns Mads begleitet. Zum Schiffswrack der USS Liberty fährt man ebenfalls rund eine halbe Stunde. Tauch- und Schnorchelausrüstung kann man dabei ganz easy vor Ort ausleihen. Meistens erhält man diese aber auch etwas günstiger in seinem Home Stay.
Die USS Liberty wurde im zweiten Weltkrieg von einem japanischen U-Boot torpediert und anschließend am Strand von Tulamben zurück gelassen. Erst durch den gigantischen Vulkanausbruch des Mount Agung 1963 rutschte das Schiff ins Meer vor der Bucht Tulambens. Das Schiff ist also nicht dort gesunken, wie man vermuten könnte. Wie ich finde eine ganz interessante Info. If you don’t know, now you know!
Nun aber Taucherbrillen auf und ab ins Wasser. Nur circa 20 Meter vom Strand liegt das einst 125 Meter lange Schiff. Inzwischen hat sich darauf ein Korallenriff gebildet, welches als Zufluchtsort zahlloser Meeresbewohner dient. Das ruhige und klare Wasser bietet dabei ideale Bedingungen zum Tauchen, als auch zum Schnorcheln. Es macht riesigen Spaß die Überbleibsel des Transportschiffs zu erkunden und dabei die lebendige Unterwasserwelt zu beobachten. Ganze Fischschwärme umkreisen das künstliche Riff und bieten ein beeindruckendes Schauspiel.
Wir sind wirklich begeistert und nehmen uns für den nächsten Tag gleich ein weiteres versunkenes Wrack an der Küste Ameds vor.
Schnorcheln am Japanese Shipwreck
Erneut schwingen wir uns auf unser Zweirad und düsen innerhalb nur 20 Minuten zum Japanese Shipwreck. Dieses liegt im Gegensatz zur Liberty südlich von Amed. Ein weiterer Gegensatz zur Liberty ist, dass keiner wirklich weiß wann das Schiff gesunken ist und woher es eigentlich kommt. Mir wurde zugetragen, dass vermutet wird es stamme aus Japan, da eine fast intakte japanische Toilette im Wrack gefunden wurde. Damit wir das auch geklärt hätten :).
Jedenfalls gibt es auch Gemeinsamkeiten mit dem Liberty Shipwreck, wie zum Beispiel die unmittelbare Nähe zum Strand, das ruhige Wasser und die wunderbare Unterwasserwelt. Auch Tauchausrüstung kann direkt vor Ort ausgeliehen werden, damit dem Tauchvergnügen nichts im Wege steht. Wer Wasser- oder Tauchschuhe mitbringt, erspart sich das peinliche Rumgehumpel bis ins Wasser.
Fahrt entlang der Küstenstraße Ameds
Viel habe ich schon geschwärmt von der herrlichen Natur rund um Amed. Um diese in vollen Zügen genießen zu können, raten wir zu einer kleinen Tour entlang der Küstenstraße Richtung Süden. Hier bekommt man einen Einblick in das Daily Life der Balinesen, denn die vielen kleinen Dörfer entlang der Straße sind größtenteils noch frei von touristischen Einrichtungen. Außerdem bieten sich immer wieder tolle Ausblicke über das Meer, die Küste und die verschlungene Landschaft. Man lässt sich also am Besten einfach Treiben und genießt die frische Brise. Viele kleine schattige Warungs bieten sich zudem für kleine Zwischenstopps an, sodass man keinen Durst oder Hunger leiden muss.
Restaurants Tipps
Warung Segara
Unser absoluter absoluter Favorite! Hier stimmt einfach alles! Ich beginne einfach mal beim Ambiente, denn auch das gehört zu einem leckeren Dinner dazu. Das Segara liegt am Strand von Amed neben kleinen Fischerbooten, die ihren Fang quasi vom Netz direkt auf den Grill werfen (möglicherweise übertreibe ich hier ein wenig). Die kleinen, romantisch beleuchteten Tische sind direkt im Sand aufgebaut und angenehme balinesische Musik untermalt die lockere Strandatmosphäre.
Die Karte bietet allerlei indonesische Speisen und Spezialitäten zu einem unschlagbaren Preis. Wir empfehlen unbedingt das Ikan Bakar (Fisch vom Grill, mit balinesischer Sauce, Gemüse und Reis). Beim Fisch handelt sich meist um Barracuda, der vom Geschmack ein wenig an Thunfischsteak erinnert. Sabber! Das erste Mal das wir nicht wegen der Hitze dahinschmelzen :). Und das Ganze gibt’s für 30k, schlappe 2 Euro! Wir waren tatsächlich jeden unserer drei Abende hier – wir sind doch nicht blöd :).
Warung Ole
Dieses kleine Warung liegt in der Hauptstraße Ameds und hatte die Ehre uns zwei Mal zu bekochen. Auch hier wird Gastfreundschaft groß geschrieben, denn die gutgelaunte, schrullige Besitzerin (?) muss man einfach mögen. Hier legen wir euch das Nasi Campur ans Herz, das aus verschiedenen indonesischen Tapas und Reis besteht. Lecker!
Generell gilt auch hier – gutes Essen gibt’s im Prinzip überall. Die einfachen Warungs bieten dabei allerdings immer noch das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.
Wetter
Ja was soll man sagen – Sonne pur! Immerhin geht meist ein angenehmer Wind, der das Sonnenbaden recht angenehm macht. Auch abends „kühlt“ es spürbar ab, sodass man das Bier und Essen ohne Schweiß auf der Stirn zu sich nehmen kann. Amed liegt auf der trockenen Seite des Mount Agung, was die Gegend zu einer der niederschlagärmsten Balis macht. Man kann also mit Sonne planen, da sich die fernen Wolken meist am Mount Agung abregnen.
Fazit
Es fällt uns schwer Abschied von diesem kleinen Ort zu nehmen. Zwar ist nicht sonderlich viel los, aber die Leute in der Gegend sind dermaßen herzlich, die wenigen Bars, Warungs und Restaurants ausgesprochen idyllisch, sodass wir richtig abschalten konnten. Endlich gewinnt man etwas Abstand vom Verkehrschaos der größeren Orte und kann sich voll auf Bali, die Menschen, die Natur einlassen. Wir haben tatsächlich das Gefühl jetzt erst richtig angekommen zu sein! Das ist das Bali, wie wir es uns vorgestellt, ja erträumt, haben.
Ziemlich krass, dass wir dieses Mal nichts zu bemängeln haben, nachdem wir in letzter Zeit häufiger etwas auszusetzen hatten. Wir hoffen Amed bleibt so ruhig und ursprünglich, wie es ist. Könnte natürlich sein, dass nach unserem Blogpost der Touriboom folgt. In diesem Fall – Sorry Amed :D.
Gossip
Wege trennen sich – natürlich nicht unsere, aber erneut müssen wir Abschied nehmen. Dieses mal von Mads und vorerst auch von Amed. Unser Weg führt uns nun nach Uluwatu, wo es die wohl höchste Surferwelle Balis gibt. Außerdem warten dort einsame Küstenabschnitte, genauso wie überfüllte Partystrände. Wir sind auf jeden Fall gespannt, denn unsere Akkus sind wieder voll aufgeladen und das nächste Abenteuer kann kommen. Wir hoffen unser Reisebericht Amed gefällt euch genauso gut wie uns Amed gefallen hat. Stay tuned.
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