Kanada – Ein neues Kapitel
Der Abschied aus der Heimat
Kanada! Ein Neuanfang, schon wieder. Ein weißes Blatt Papier. Alles steht auf Null. Das bedeutet neue Chancen, neue Perspektiven, neues Glück! Allerdings bedeutet das für uns auch unbekanntes Terrain und neues Umfeld. Zeit neue Geschichten zu schreiben. Neuanfang eben.
Im Gegensatz zu unserer großen Weltreise, fällt der Abschied dieses Mal noch schwerer. Die vier Monate in der Heimat haben uns vor Augen geführt, wie wichtig Freunde, Familie und auch Ulm für uns sind. Heimat eben. Selten haben wir die Nähe unseres Familien- und Freundeskreises so geschätzt, so aufgesogen und so intensiv wahrgenommen. Nicht nur einmal haben wir resümiert „Das waren die schönsten vier Monate, die wir in Deutschland, in Ulm je hatte!“. Unsere Weltreise hat uns dafür die Augen geöffnet und dafür schätzen wir uns glücklich.
Dennoch heißt es wieder Abschied nehmen, hatten wir uns doch gerade wieder in Deutschland eingelebt. Ihr seht, unsere Reise nach Kanada treten wir mit einem lachenden, jedoch auch einem weinenden Auge an. Unser Blick ist nach vorne gerichtet, die Aussicht zwar noch nicht klar, aber wir haben einen Plan.
Die ersten Wochen in Kanada
Verheißungsvoller Start in Vancouver
Einen knappen Monat sind wir nun bereits unterwegs. Gestartet sind wir in Vancouver, eine der lebenswertesten Städte der Welt. Wir können verstehen warum. Idyllisch schmiegt sich Vancouver in das Tal, eingerahmt von herrlichen Gebirgszügen und jede Menge Wasser. Auf Fahrradwegen entlang der Wasserfront bewegt man sich einfach und bequem um die ganze Innenstadt. Das moderne Stadtzentrum wirkt sauber und aufgeräumt und es macht Spaß durch die vielen Straßen zu schlendern. Der East Hastings Street sollte man sich jedoch nur mit Vorsicht nähern, denn das kleine Viertel beherbergt einen der größten Drogenslums in Nordamerika. Schockierend!
Außerhalb der Stadtgrenzen bieten sich dagegen jede Menge Freizeitaktivitäten in der Natur. Eine super Kombination.
Fazination Wildnis auf Vancouver Island
Eine Woche später holen wir unseren kleinen Camper ab, um die Wildnis auf Vancouver Island zu erkunden. Gemeinsam mit Hannahs Tante Ati begeben wir uns auf das erste Campingabenteuer in Kanada. In dieser Zeit spüren wir wieder die Freiheit, die wir schon in Neuseeland so genossen haben. Wir lassen uns vom rauen Wind der Westküste tragen und erkunden die wilde Natur. Die uralten Regenwälder beeindrucken uns mit ihrer einzigartigen Flora und Fauna. Nur einen Bär haben wir bisher nicht gesehen, aber man kann ja nicht alles auf einmal haben.
Abschalten im Okanagan Valley
Nach aufregenden Tagen auf der Insel, treffen wir Hannahs Cousin im Okanagan Valley. Die Region im Süden von British Columbia erinnert uns an die Bodenseeregion. Sanfte Hügel und viele kleine Seen prägen die Landschaft. Auch klimatisch ähnelt das Valley dem süddeutschen Raum und bietet gute Vorraussetzungen für den Weinanbau. Natürlich lassen wir uns die Chance nicht nehmen und probieren uns durch die großzügige Auswahl an Weinen.
Besonders aufregend ist unser Aufenthalt im Okanagan Valley jedoch, da Hannahs Onkel Gerry und dessen Sohn Spencer hier aufgewachsen sind. Die beiden haben uns vor Kurzem in Deutschland besucht und zeigen uns nun ihre Heimat. Hannah und Tante Ati erleben hier eine besondere Achterbahn der Gefühle, denn sie treffen auch auf Familienmitglieder, die sie bisher noch nie getroffen haben. Spannend!
Durch den Yoho und Banff National Park
Unser Weg nach Calgary führt uns durch zwei der bekanntesten Nationalparks in Kanada und zudem von British Columbia nach Alberta. Bis jetzt konnten wir nur einen kleinen Einblick in dieses Naturparadies erhaschen. Allerdings sind größere Wanderungen und Erkundungstouren schon in Planung. Ihr dürft euch also auf viel Natur und Abenteuer freuen.
Wurzeln schlagen in Calgary
Unser weiterer Weg führt uns nach Calgary. Dort wird sich für die nächste Zeit der Mittelpunkt unseres Lebens abspielen. Glücklicherweise bietet uns Spencer an, bei ihm im Keller zu wohnen. Wir sind es ja gewohnt aus Deutschland :D. Country Hills nennt sich der idyllische Vorort in dem wir nun wohnen. Manchmal ist es hier ein wenig zu ruhig. Die Straßen sind wie ausgestorben, zu Fuß ist sowieso kaum jemand unterwegs, die meisten Ziele nur mit dem Auto erreichbar. Dazu kommt, dass fast jede Straße gleich aussieht. Nordamerikanische Vorstadt Idylle nennt man das wohl. Mir als Europäer fehlt hier irgendwie der Charakter. Alles wirkt sehr monoton.
Nichtsdestotrotz fühlen wir uns herzlich willkommen, Spencer und seine Freundin Jessica, haben uns wirklich überragend aufgenommen. Fast täglich sitzen wir abends beim gemeinsamen Barbecue, trinken Whisky und genießen den kanadischen Sommer.
Auf der Suche nach dem perfekten Camper
Inzwischen haben wir beide immerhin Fahrräder und können so zumindest die dringendsten Erledigungen bewältigen. Dennoch läuft die Autosuche auf Hochtouren. Logischerweise wünschen wir uns einen Camper, um unabhängig und auf eigene Faust durch Kanada zu reisen. Leider gestaltet sich das Sondieren des Marktes schwieriger als gedacht, besonders wenn man ein begrenztes Budget, aber trotzdem gewisse Ansprüche und Vorstellungen hat. Wir lassen uns jedenfalls nicht unterkriegen und hoffen bald einen treuen Begleiter für unsere Abenteuer zu finden.
Update: Inzwischen sind wir stolze Besitzer eines Dodge Caravan, der in den kommenden Wochen zu unserem Camper umgebaut wird. Davon werden wir euch sicherlich auch noch mehr erzählen. Jedenfalls braucht unser Baby noch einen Namen…von daher…
Wie sollen wir unseren Camper nennen? Ab damit in die Kommentare! :)
Work Hard, Play Hard
Bevor wir unser großes Campingabenteuer starten, heißt es für uns aber erst einmal: Work, work, work! Denn wir beide haben inzwischen Jobs gefunden und versuchen damit unsere Reisekasse so gut es geht aufzustocken.
Hannah arbeitet eigentlich Non-stop als Bedienung in einem Airport Hotel und könnte vermutlich alleine vom Trinkgeld überleben. Auch wenn die Arbeitszeit ab 5 Uhr morgens so manchen Morgenmuffel auf den Magen schlagen dürfte, hat Hannah bis jetzt viel Spaß und sich in kürzester Zeit gut eingearbeitet.
Bei mir sieht das Ganze etwas anders aus, aber man könnte sagen, ich bin meiner Leidenschaft gefolgt. Jedenfalls bin ich vorerst in der Küche des benachbarten Pubs am Werke und versuche Spongebob Schwammkopf als Burgerbrater Konkurrenz zu machen. Nachdem ich hörte, dass es für das Personal täglich Freibier gibt, war die Unterschrift nur noch Formsache.
Fazit der ersten Wochen
Kanada ist faszinierend, es ist sehr amerikanisch, auch wenn die Kanadier gerne etwas anderes behaupten. Die Natur ist atemberaubend und deren Ausmaße für uns Europäer nur schwer vorstellbar. Dabei waren wir bisher nur in „dicht“ besiedelten Gebieten.
Die Kanadier sind gesellige, lustige Zeitgenossen und um keinen Small Talk verlegen. Ohne ein „How are you?“ oder „How is it going?“ kommt man ihnen nicht davon. „Hi“ and „Bye“ existiert hier nicht :). Wenn sie dann noch merken, dass du einen ausländischen Dialekt sprichst, kann der Kauf eines Softgetränks gerne mal eine halbe Stunde dauern :D. Noch kann ich nur schwer einschätzen, ob sich dabei um echtes Interesse handelt, oder ob es einfach die kanadische Nettiquette so vorgibt. Je nach Tagesform finde ich das alles sehr sympathisch, manchmal nervt es aber auch ziemlich.
Prinzipell kann man sagen, dass wir uns gut eingelebt haben und von Tag zu Tag besser zurecht kommen. Wir sind gespannt wie sich unser Kanada Abenteuer weiterentwickelt und halten euch hier natürlich stets auf dem laufenden.
Deshalb stay tuned, EH!
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