Mit dem Camper durch Neuseeland
Neuseeland – Land der Sehnsüchte. Die andere Seite der Erde. Vulkane, Gletscher, einsame Strände, heiße Quellen, wilde grüne Hügellandschaften. Gefühlt ist das Erdenrund hier noch ursprünglicher als irgendwo sonst auf der Welt. Während ich diesen Text tippe lausche ich dem Grollen der Wellen, beobachte wie die Nacht sich über die grünen Hügel und Inseln der Bucht legt. Ein erhabenes Gefühl. Freiheit, Seele baumeln lassen, gedankenlos, tiefenentspannt.
Dennoch komme ich zur Einleitung erst einmal mit einigen Fakten um die Ecke. Mit 270.534 Quadratkilometern erstreckt sich Neuseeland über eine Fläche, die zwei Drittel von Deutschland entspricht. Jedoch wird das häufig unwegsame Land von lediglich 4,5 Millionen Einwohnern besiedelt. Davon sind alleine 1,4 Millionen in Auckland ansässig. Neuseeland gliedert sich in eine Nord- und eine Südinsel und wird dabei östlich vom Pazifik und westlich von der Tasmanischen See umspült.
Nun aber zu unserer Geschichte. Nach 12-stündigem Flug von Santiago de Chile erreichen wir Auckland. Erschöpft aber gespannt auf das Unbekannte.
Wir sind da!
Bevor man tatsächlich den Neuseeländischen Stempel im Pass hat, durchläuft man das aufwendige Einreiseprozedere. Das kommt einem anfangs nervig vor, ergibt aber durchaus Sinn. So werden beispielsweise Zelte und Wanderstiefel inspiziert und gegebenenfalls gereinigt, um zu verhindern, dass fremde Erreger die einzigartige Flora und Fauna gefährden. Zudem dürfen pro Person maximal 50 Zigaretten eingeführt werden. Wir durften also immerhin fünf Packungen unserer Duty Free Stange behalten. Die Packung in Neuseeland kostet übrigens ca. 20 Euro. Damit lohnt es sich sogar die übrigen fünf Schachteln am Zoll abzugeben.
Um 6 Uhr morgens stehen wir dann in der Ankunftshalle des Auckland Airport. Um 9 Uhr wollen wir unseren Camper abholen und können es kaum erwarten endlich loszulegen. Nach 15 Minuten Taxifahrt für ca. 30 Euro nehmen wir unser Gefährt für die nächsten vier Wochen in Empfang. Genaueres zu unserem fahrbaren Untersatz und allem Drumherum findet ihr in Wicked Camper.
Kurz darauf starten wir unseren Trip von Auckland aus. Unser Plan ist die Großstadt direkt zu verlassen und in Richtung Norden in die Natur zu fahren. Schnell ist mithilfe der Camper Mate App ein erstes Campsite gefunden und die Koordinaten über Handynavigation per MapsMe eingegeben.
Linksverkehr und andere Tücken
Der ersten Herausforderung in Neuseeland stehen wir direkt nach Übernahme unseres Campers gegenüber – Linksverkehr. Nach zwei Proberunden auf dem Hof von Wicked Camper wage ich mich in den Verkehr der Großstadt. Hannah auf dem Beifahrersitz als Navigator. Nach etwas holprigem Start hat man den Bogen jedoch relativ schnell raus. Außerdem fällt das Fahren außerhalb der Großstadt deutlich leichter.
Unser erster Stop führt uns zur Tankstelle und anschließend schnell weiter zum Supermarkt, da der Magen nach der frühen Ankunft in Auckland so langsam zu knurren beginnt. Außerdem halten wir es für wichtig direkt ein kleines Verpflegungspaket für die erste Nacht im Camper zusammenzustellen. Leider bestätigen sich unsere Befürchtungen, denn das Preisniveau der Supermärkte ist deutlich höher als in Deutschland. Dennoch kann man recht günstig einkaufen, wenn man auf größere Packungen, verschiedene Angebote und Hausmarken der Supermärkte zurückgreift. Innerhalb weniger Tage gewinnt man so einen Überblick wie man recht kostengünstig über die Runden kommt.
Erstes Campsite – Campen für Anfänger
Eigentlich ist es der zweite Campingplatz an dem wir schließlich die erste Nacht verbringen, da die zuerst ausgesuchte Campsite leider bereits ausgebucht war. Da der nächste Campingplatz meist sowieso nicht fern ist, stellt das in der Nebensaison auch kein weiteres Problem dar, zumal man auf den malerischen Straßen immer etwas zu Sehen bekommt. Witzigerweise war das bisher das einzige Mal, dass wir keinen Platz bekommen haben. Welche Campsites wir auf unserer Reise im Einzelnen angefahren haben, könnt ihr auf der Seite Campsites erfahren.
Am frühen Nachmittag erreichen wir also die erste Campsite und beginnen ersteinmal unser zugebuchtes Equipment zu inspizieren (Tisch, Campingstühle, Küchenutensilien, Campingkocher) und natürlich unser Dachzelt aufzubauen. Das Equipment scheint komplett und das Faltzelt ist in Nullkommanichts aufgerichtet. Nachdem wir bis dato einen anstrengenden Tag hatten, gilt es nun ersteinmal die herrliche Natur im DOC Camp und der Umgebung zu erkunden.
Gegen Abend wird es im neuseeländischen Spätsommer relativ schnell frisch, weshalb wir nach unserem ersten Camping Dinner und noch nicht mit alkoholischen Erfrischungsgetränken ausgestattet relativ früh (20:30 Uhr) im Zelt liegen. Natürlich war auch das Neu(see)land für uns. Aufgeregt wie kleine Kinder verbringen wir die erste Nacht nur im leichten Schlaf – zu fremd die nächtlichen Geräusche, der Wind im Zeltdach, die unmittelbare Nähe zur Natur. Dennoch einfach eine tolle Erfahrung. Auch das erste Frühstück in der Morgendämmerung im taufeuchten Gras war und ist immer noch ein Genuss.
Relativ schnell beginnt man beim Camping Prozesse zu optimieren und Aufgaben zu verteilen, um der Probleme des Alltags Herr zu werden. Ebenso wird einem schnell klar, welches Equipment noch fehlt bzw. was zur weiteren Optimierung der Abläufe beitragen könnte.
Nach einer ersten klirrend kalten Nacht stellen wir beide recht schnell fest, dass zum Beispiel zwei Schlafsäcke für eine angenehmere Nachtruhe nur von Vorteil sein können. Am zweiten Tag suchen wir also das örtliche Warehouse (da gibt’s wirklich alles) auf. Hier kauft man viele mehr oder wenige nützliche Dinge, zu fairen Preisen ein. So landen letztlich zwei Schlafsäcke, zwei Kissen, ein Surfboard, Gasflaschen, Federball-Set, Campinglampe, Insektenkerze, Sonnenschirm, uvm. in unserem Einkaufswagen.
Die Aufgaben verteilen sich meist von selbst je nach Fach- und Spezialgebiet. Fahrer und Navigator wechseln zum Beispiel täglich, während ich mich als Zeltaufbauer etabliert habe und Hannah für die komfortable Einrichtung desselben verantwortlich ist. Abspülen macht keiner gern, daher findet auch
hier ein steter Wechsel statt. Gekocht wird meistens zu zweit. Die Routenplanung versuchen wir ebenfalls gemeinsam zu erledigen.
Auch ein kleines Regelwerk wurde bereits aufgestellt (eingemeiselt in Stein, ähnlich bedeutend wie die 10 Gebote):
1. Fliegengitter am Zelt MÜSSEN IMMER geschlossen bleiben! (Björn)
2. Ordnung im Camper halten! (Hannah)
3. Keine Schmutzwäsche in Nähe der Lebensmittel (Hannah)
4. Der Fahrer bestimmt über klimatische Einstellung im Führerhaus (beide)
5. Der Fahrer bestimmt über musikalische Untermalung der Fahrt (beide)
6. Check den Campingplatz, ob etwas vergessen wurde
Unterwegs auf der Nordinsel
Unsere bisherige Route seht ihr auf folgendem Bild. Wie bereits erwähnt ging es für uns zunächst raus aus Auckland, denn Stadtleben hatten wir erstmal genug. Wir wollten raus in die Natur. Wohin genau das wussten wir selbst nicht so genau.
Auf gut Glück suchen wir also ein erstes Cam auf Camper Mate heraus. Zwei Stunden später werden wir fündig und schlagen unser Zelt auf dem Wenderholm Nationalpark auf. Das Camp befindet sich mitten in der Natur umgeben von grünen Wiesen, Wäldern uns einem kleinen Meerausläufer. Überwältigt von den neuen Eindrücken schnappen wir uns unsere Campingstühle, eine Tasse Kaffee und genießen den (Augen)blick.
Bay of Island
Am nächsten Tag geht es weiter. Über Whangarei fahren wir entlang der Wälder vorbei an atemberaubender Kulisse und kommen aus dem Fotostopp machen gar nicht mehr raus. Wir sind überwältigt. Ist ganz Neuseeland so schön? Kann man das noch toppen? Immer wieder stellen wir uns diese Fragen. Und ich kann euch jetzt schon verraten – die Antworten sind ja und ja ;-). An diesem Tag kommen wir ein ganz schönes Stück voran und erreichen in der Abenddämmerung das Island View Campground.
Für den nächsten Tag beherzigen wir den Tipp des Campinhabers und fahren nicht zurück auf die Hauptstraße, sondern nehmen die Küstenstraße namens Tutukaka Road. Diese soll, so sagt er, einfach traumhaft sein. Gesagt, getan. Und wir werden nicht enttäuscht, es ist eine unglaublich schöne Strecke mit umwerfender Kulisse und paradiesischen Strandabschnitten. Danke für den Tipp! Dem Umweg sei Dank finden wir uns gegen Abend im wunderschön gelegenen Waitangi Holiday Park wieder. Mehr Infos zu diesem Camp gibts unter Campsites.
Der Bay of Island statten wir übrigens nur einen kurzen Besuch ab, Paihia flasht uns nicht wirklich und die angebotenen Bootstouren sind maßlos überteuert. Zudem ist es voll mit Touristen und dementsprechend teuer und voll sind die Campingplätze.
Wir fahren weiter gen Norden, kommen aber nicht wirklich weit, da wir auf halber Strecke ein Camp vorfinden, wie aus dem Bilderbuch. Gelegen an einer weitreichenden Bucht, hohe Tannen spenden Schatten und es ist fast nichts los. Einen wunderschönen Sonnenuntergang (siehe Titelbild) gibts gratis dazu. Genau so mögen wir es und bleiben zwei Nächte. Mehr dazu unter Campsites.
Cape Reinga
Die Reise geht weiter. Nächstes Ziel ist der nördlichste Punkt Neuseelands – das Cape Reinga. Die Fahrt dauert 6h und wir kommen Nachmittags im Camp an. Da wir das Cape gern für uns „alleine“ haben möchten entscheiden wir uns am nächsten morgen früh aufzubrechen, um den Menschenmassen zuvorzukommen. Der Wecker geht um 7 Uhr runter und um 8 Uhr befinden wir uns bereits am Cape Reinga. Genau wie wir es uns gewünscht haben sind wir fast alleine dort. Lediglich eine weitere Person ist ebenfalls so früh dran, was sich aber als äußerst praktisch für ein Pärchenfoto erweist. Abgesehen davon ist es einfach ein magischer Ort, vor allem wenn man ihn fast für sich alleine hat. Schaut man auf den Ozean erwarten einen unendliche Weiten. Umrahmt werden diese durch das unwegsame sattgrüne Land des neuseeländischen Nordens. Ein toller Ort!
Weiter nach Norden geht es logischerweise nicht mehr also fahren wir erstmal auf gleicher Strecke zurück. Die Stadt Ahipara ist das heutige Tagesziel. Früh erreichen wir unser heutiges Camp, das Travellers Hut. Mitten in den Wäldern gelegen, bietet es eine tolle Aussicht und eine unglaubliche Ruhe. Das Camp füllt sich und gegen Abend finden wir uns in einem Kreis mit einem Paar aus Dänemark, einer Jungsgruppe aus Deutschland und geselligen Neuseeländern wieder.
Westküste
Iwi Lakes. Diesen Tipp gibt uns eine herzliche Neuseeländerin mit auf den Weg. Gut, dass es nach Ahipara genau auf unserem Weg liegt. Ehrlich gesagt erwarten wir gar nichts Großartiges und werden daher noch mehr überrascht. Wir biegen um die Ecke, vorbei an einem hohen Hügel. Die Iwi Lakes sollen anscheindend gleich dahinter liegen. Wir strecken die Köpfe und dann plötzlich der absolute WOW-Moment. Die Iwi Lakes sind keine stinknormalen Seen sondern strahlen türkisblau und sind kristallklar. Man könnte davon ausgehen sie wären Tochtergewässer des karibischen Meeres. Wir sind baff und als wäre das nicht schon genug, liegt unser Campground einfach direkt an einem der schönsten Abschnitte. Wir parken unseren Camper in erster Reihe und verbingen die nächsten drei Nächte an diesem wunderbaren Ort. Übrigens ca 1h Fahrtweg von den Iwi Lakes entfernt liegt der Kauri Nationalpark. Unbedingt vorbei schauen uns diese gigantischen Bäume bewundern.
Auf nach Auckland
Alles Schöne hat ein Ende und so verabschieden wir uns wieder von den traumhaften Iwi Lakes. Für die kommenden Tage steht Auckland auf dem Programm. In der Zwischenzeit haben wir auch wieder Lust eine Stadt zu erkunden. Was wir in der größten Stadt Neuseelands erlebt haben erfahrt ihr im nächsten Blogeintrag.
Resümee der ersten Tage
Nachdem nun bereits die erste Woche vergangen ist, wage ich ein erstes Fazit. Dieses fällt rundum positiv aus. Man könnte sagen wir sind in unserem Element und unglaublich glücklich hier. Man erlebt den Tag einfach intensiver, da man nicht erst noch sein Handy checkt und eine halbe Stunde im Hotelbett rumlungert bevor man sich überhaupt erhebt. Der Tag beginnt unmittelbar nachdem man das erste Mal die Augen aufmacht. Die Kälte, welche sich nachts in die Knochen geschlichen hat, schüttelt man spätestens beim morgendlichen Kaffee vor herrlicher Kulisse wieder ab. Bisher hatten wir allerdings auch großes Glück mit dem Wetter und blieben, bis auf wenige kurze Regenschauer, vor Schlimmerem bewahrt. Auch der Wind bereitet unserem Zelt bis dato keine Probleme.
Die Natur, die man im Grunde nie verlässt, die einen ständig umgibt, ist atemberaubend schön. Das Spiel von Licht, Schatten und Farben ist wie ein ständig wechselndes Bühnenbild an dem man sich einfach nicht satt sieht. Von daher freuen wir uns jeden Tag auf neue Eindrücke und Abenteuer. Wenn man mit dem Camper unterwegs ist passiert immer irgendwas und das lieben wir! Diese Weise zu reisen liegt uns irgendwie mehr als die Fernbusse in Südamerika.
Wir sind gespannt welche Erlebnisse wir noch mit euch teilen dürfen. Bleibt dran! Falls ihr Wünsche, Fragen und Anregungen habt, kommt gerne auf uns zu! Möglicherweise dauert die Antwort eine Weile, da wir so gut wie nie Internet haben, aber wir freuen uns auf eure Nachrichten.
Lust auf mehr – Klick dich rein: „Neuseeland Abenteuer geht weiter„.
Gossip
Campingequipment vergessen – Starke Leistung meinerseits! Da ich mich für Auf- und Abbau des Zeltes verantwortlich zeichne, muss ich diesen Fehler auf meine Kappe nehmen. Beim Aufbau des Zeltes für die vierte Nacht wurde mir recht schnell klar, dass wir einige Zeltstangen im vorigen Camp vergessen haben mussten. Glücklicherweise konnten die Stangen ausfindig gemacht werden! Dennoch mussten wir am folgenden Tag ca. 2 Stunden zurück fahren um das Equipment wieder einsammeln. Daraus entstand letztlich Regel 6.Mit dem Camper durch Neuseeland.
5 Kommentare
Natalie Buciek
26. März 2017 at 3:50Eurer Blog ist wirklich Balsam für die Weltenbummlerseele! Ich beneide euch, aber wünsche euch die beste Zeit! Ihr habt es mehr als verdient! Lasst es euch gut gehen!
Hannah K.
27. März 2017 at 8:46Danke ? Schön wenn es gefällt :)
Uwe Kattau
27. März 2017 at 21:34Toll, es hört sich so schön ab. Auf eine Überprüfung der statistischen Daten verzichte ich… Habt Spass.
Gruß Pa/Uwe
Tanja
6. Juni 2017 at 18:15Was für geile, geile Bilder… anders kann man das schon gar nicht mehr sagen. :-) Neuseeland steht auch auf unserer Reiseliste. Mit schulpflichtigem Nachwuchs muß die Reise allerdings doch noch etwas warten, da wir wenn, natürlich auch nicht nur 2 Wochen am anderen Ende der Welt unterwegs sein wollen… ;-) Aber wenn wir reisen, wird es auch auf alle Fälle eine ähnliche Rundreise.
Viele Grüße, Tanja
Björn Seiler
7. Juni 2017 at 2:43Vielen Dank, live ist das ganze sogar noch ein kleines bischen geiler ;) und ja definitiv längere Urlaubszeit einplanen, 8 Wochen ist optimal um gemütlich Süd-und Nordinsel zu bereisen, aber wer kriegt heute noch so lang Urlaub :( liebe Grüße globuspokus.de